Sport war schon immer ein super wichtiger Teil meines Lebens. Ganz früher wollte ich Ballerina werden, doch mit 9 Jahren entdeckte ich dann die Leichtathletik für mich – Rennen, Springen, yes! Meine Spezialisierung lag auf Sprint und Hochsprung, unter anderem wurde ich auch einmal Bayerische Meisterin. Doch der ganze Kader-Push machte als Teenager dann nicht mehr so viel Spaß. Mit 16 hörte ich auf mit dem professionellen Training, doch direkt fehlte etwas – ganz ohne Sport ging es nicht. So begann ich zu laufen. Das, was für mich früher immer nur ein Warm-up war, wurde zu meiner neuen Leidenschaft und ich begann auch längere Distanzen zu laufen. Meinen ersten Halbmarathon lief ich mit Anfang 20 – und obwohl ich mir direkt danach schwor, das nie wieder zu machen (sooo anstrengend!!), hielt ich mich nicht daran. Ich hatte Blut geleckt.
Mein Motto lautete: eat, sleep, repeat – gar nicht so schlecht eigentlich.
In meinen 20ern war der Sport (Laufen, Functional Training) immer ein Ausgleich zu meinem stressigen Job und auch ein Mittel, um schlank und fit zu bleiben. Wohl teilweise etwas zu schlank und fit, wie mir meine Amenorrhö dann mit 28 signalisierte. Darüber schreibe ich ja auch auf meinem Blog.
Um wieder gesund zu werden lag der erste Schritt im Erkennen, dass es da etwas gibt, worum ich mich mal kümmern sollte. Nämlich das Ausbleiben meiner Periode. Zwei Jahre lang hatte ich dieses Thema weitestgehend ignoriert. Schließlich ist es einfacher, etwas zu ignorieren, was nicht da ist und keine Probleme macht, als wenn man etwas hat, das einem Schmerzen bereitet. Zwei Jahre nach dem Eintreten meiner Amenorrhö, beschloss ich also mich auf die Suche nach meinem „missing piece“ zu machen.
Ich veränderte meine Ernährungsgewohnheiten, mein Sportprogramm und beschäftigte mich auch mit der Wahrnehmung meiner Weiblichkeit und meines Selbst. Durch dieses neue Bewusstsein schaffte ich es schließlich innerhalb weniger Monate zurück zu einem regelmäßigen Zyklus.
Im Zuge meines Recovery Prozesses hinterfragte ich mein Sportprogramm, lernte wieder auf meinen Körper zu achten und nicht um jeden Preis an und über mein Limit zu gehen. Ich habe alles, was zu anstrengend war, aus meinem Leben gestrichen. Dabei war ich ziemlich konsequent. Habe meine Vollzeitstelle gegen Teilzeit eingetauscht, meinen Lauftracker eingemottet, Functional Training komplett aufgehört und dafür meine Kalorienzufuhr hochgefahren.
Nachdem ich meine Periode dann wiederhatte, habe ich Schritt für Schritt wieder aufgedreht – mich dabei aber immer gefragt: Warum machst du das, was du tust? Tut dir das wirklich gut, oder machst du das, um dich zu „bestrafen“ und schlank zu bleiben? Möchte das dein Ego, oder bist das wirklich du?
Es war für mich eine große Umstellung von meinem exzessiven Sportpensum, wie ich es vorher betrieben habe, auf quasi Null zu gehen. Aber auch das ist nur eine Frage der Prioritäten. Und ich habe mich damals dazu entschieden, dass es meine Nummer 1 Prio ist, meine Periode zurückzubekommen. Danach habe ich dann gehandelt. Und ja, ich habe mich trotzdem nicht so gut gefühlt als ich dann ein paar Kilogramm mehr auf der Waage hatte – doch ich wusste ja wofür ich es tue. Und sooo wichtig ist das Aussehen dann schließlich auch nicht.
Es geht im Endeffekt glaube ich darum, eine gesunde Balance zwischen achtsamem Essen und achtsamem Training zu finden. Essen wir nur so viel, wie wir brauchen, dann müssen wir uns auch nicht beim Sport verausgaben, um alles wieder zu verbrennen.
Während des Recovery-Prozesses entdeckte ich durch eine Bekannte, die ich im Zuge meiner ersten Yogalehrer-Ausbildung kennengelernt hatte, Hormonyoga. Von ihr erfuhr ich, dass es eine Form von Yoga ist, die Atemtechniken, Entspannungsübungen und Yoga Asanas so miteinander verbindet, dass unsere weiblichen Hormondrüsen stimuliert werden. So führt Hormonyoga zu einem ausbalancierten Hormonhaushalt.
Eigentlich ist die Zielgruppe für diese Form von Yoga Frauen in den Wechseljahren. Aber ich fand, dass es auch bei meiner Amenorrhö einen Versuch wert war. Schließlich liegen hier auch meist niedrige Östrogenlevel vor. Und das Gute ist: Schaden kann es nicht. Also landete ich schließlich in einem 8-wöchigen Hormonyoga Kurs zusammen mit einigen anderen Frauen im Alter von 37 bis Anfang 60.
Da ich zu dieser alles ausprobiert habe, was mir in die Finger kam, kann ich nicht genau sagen, was genau davon nun funktioniert hat. Aber ja, in der Kombi hat es mir geholfen.
Laufen ist für mich ein Gefühl von Freiheit.
So richtig gut geht es mir erst wieder seit diesem Jahr, seit ich wieder mehr und ambitionierter laufe! Laufen ist echt meine Therapie, wenn es mir mal nicht gut geht, ziehe ich einfach die Laufschuhe an und hole mir mein Runner’s High ab. Nächstes Jahr möchte ich richtig in die Saison starten, schneller werden, aber dabei nie vergessen Spaß zu haben und meine Grenzen zu respektieren.
Schon wenn ich daran denke, wie ich an einem schönen sonnigen Herbsttag meine Schuhe anziehe und loslaufe, atme ich tiefer ein und fühle mich gut. Komme ich länger nicht zum Laufen werde ich unruhig: rungry quasi. Sagen wir so: ich bin ein besserer Mensch, wenn ich regelmäßig meine Dosis Lauf-Vitamine bekomme.
Sport spielt für mich nach wie vor eine große Rolle. Ich gehe regelmäßig laufen und zum Yoga; bei letzterem haben sich aber gerade meine Routinen etwas geändert. Bis August war ich nebenberuflich als Yoga-Lehrerin tätig, doch da ich nun wieder einen neuen Vollzeitjob angefangen habe, schaffe ich das leider nicht mehr. Obwohl ich das unterrichten sehr vermisse, hat das Ganze auf etwas Gutes: endlich bin ich wieder selbst Schülerin und kann meiner eigenen Yoga Praxis wieder mehr Aufmerksamkeit widmen. Und das ist schön.
Ich probiere mir jeden Morgen 10-15 Minuten Zeit zu nehmen um mit einer Runde Yoga in den Tag zu starten. Wenn ich mehr Zeit habe, drehe ich draußen eine kleine Biege am Kanal. Wenn man das fest einplant, und den Wecker auf etwas früher stellt ist das eine wundervolle Morgenroutine, die einen frisch und mit einem klaren Kopf in den Tag starten lässt. Und 15 Minuten hat wohl jeder.
Mein Ziel ist der Marathon 2020.
Natürlich ist mir nach den letzten Jahre meine Gesundheit am wichtigsten. Dennoch hat mich auch wieder der Ehrgeiz gepackt. Ich liebe das Laufen und möchte im nächsten Jahr sowohl Halb- als auch einen ganzen Marathon laufen. Das wäre dann mein erster Marathon und ich bin jetzt schon ganz aufgeregt. Außerdem möchte ich gerne die 10km in unter 40 Minuten laufen. Da fehlen mir nur noch 5 – das ist ein ganz schön knackiges Ziel, aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
Was das Training betrifft werde ich dabei versuchen auf meinen Zyklus zu achten, und die anstrengenden Sessions in die erste Zyklushälfte zu legen. Dennoch bin ich mittlerweile so weit, dass ich gut auf die Signale meines Körpers hören kann. Bei einer großen Demotivation zum Beispiel bin ich mittlerweile dazu übergegangen, mich nicht auf Teufel-komm-raus zum Sport zu zwingen. Dann wird ein Chill-Tag eingelegt. Ansonsten kann ich gute Musik und das Verabreden zum Sport mit Freunden sehr empfehlen! Wirkt Wunder.
Der Einfluss von Sport und Ernährung ist unglaublich groß.
Du bist, was du isst. Diesen Spruch gibt es wahrlich nicht umsonst. Und auch Bewegung ist unglaublich wichtig für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. Wie schon gesagt, ich habe am eigenen Leib erfahren, wie Sport auch unseren mentalen Zustand beeinflusst und wie wir durch ihn unser Stresslevel positiv beeinflussen und so einer Vielzahl von Krankheiten entgegenwirken können.
Aber, so gut es auch schmeckt und so viel Spaß Sport auch machen kann: das richtige Maß, die richtige Balance ist entscheidend, wie bei allem im Leben. Denn ansonsten hat man auch nicht viel gewonnen.